7. September 2023 / Allgemeines

Missbrauch in Japans Entertainment-Branche - Geständnis

Lange wurde alles vertuscht. Nun hat die Präsidentin einer Talentagentur das sexuelle Fehlverhalten ihres inzwischen gestorbenen Onkels Johnny Kitagawa vor der Presse eingeräumt und trat zurück.

von dpa

Es ist der wohl schockierendste Missbrauchskandal in Japans milliardenschwerer Entertainment-Branche: Die mächtige Boyband-Schmiede Johnny & Associates hat nach jahrelanger Vertuschung erstmals den massiven sexuellen Missbrauch jugendlicher Talente durch den im Jahr 2019 im Alter von 87 Jahren gestorbenen Gründer Johnny Kitagawa zugegeben.

Kitagawa war eine der mächtigsten Persönlichkeiten der japanischen Unterhaltungsindustrie und machte viele Boybands wie SMAP und Arashi zu Stars. Er soll jahrzehntelang Hunderte Teenager, die Popsänger werden wollten, sexuell missbraucht haben. Doch seine Machenschaften wurden stets vertuscht.

Die Präsidentin der Talentagentur, Julie Keiko Fujishima, räumte das sexuelle Fehlverhalten ihres Onkels am Donnerstag vor der Presse ein und trat zurück. Ein mit dem Missbrauchsfall beauftragtes Expertenteam war zuvor zum Schluss gekommen, dass das Unternehmen Kitagwas seit den 1970er Jahren begangenen pädophilen Machenschaften verheimlicht hatte. Es besteht der Verdacht auf Komplizenschaft und Vertuschung innerhalb der Agentur und der Unterhaltungsindustrie.

Kritiker werfen zudem Japans staatstragenden Medien vor, angesichts des mächtigen Einflusses von Kitagawa frühere Anschuldigungen gegen ihn weitgehend ignoriert und sich dadurch mitschuldig gemacht zu haben, dass dem Skandal nicht viel eher nachgegangen wurde. Erst nachdem die BBC im März eine Dokumentation ausgestrahlt hatte, in der mehrere Personen interviewt wurden, die behaupteten, von ihm missbraucht worden zu sein, bekam das Thema größere Aufmerksamkeit.

Mehrere ehemalige Mitglieder der Agentur schilderten daraufhin öffentlich, wie sie als Teenager von Kitagawa missbraucht worden seien. Manche der Opfer sollen erst zwölf Jahre gewesen sein. Wer von den Jungs intern den Mund aufmachte, dem soll gesagt worden sein: «Wenn du groß herauskommen willst, musst du das in Kauf nehmen».


Bildnachweis: © Eugene Hoshiko/AP/dpa
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