2. Januar 2024 / Stadt Gütersloh

Theater-Urgestein verabschiedet sich in den Ruhestand

Technischer Leiter Bernhard Brinkert verlässt nach über 30 Jahren das Theater.

von Stadt Gütersloh

Technischer Leiter Bernhard Brinkert verlässt nach über 30 Jahren das Theater.

Seit 35 Jahren ist Bernhard Brinkert (64) beim Theater Gütersloh tätig, seit 2001 als Technischer Leiter. Am 31. Dezember hat er seinen letzten Arbeitstag. Ein letztes Mal wird er hinter der Bühne für einen reibungslosen Ablauf der Inszenierung sorgen. Aus diesem Anlass werfen wir einen Blick zurück auf seine Zeit am Theater.

Lieber Bernhard, wie bist du zum Theater Gütersloh gekommen?

Ich habe zunächst eine Maschinenschlosserausbildung bei Claas absolviert. In der Zeit, als ich geheiratet habe und das erste Kind auf dem Weg war, suchte das Theater einen Schlosser. Ich dachte, das sei ganz passend für mich und habe mich um die Stelle beworben und diese auch bekommen. Das war 1988, seitdem bin ich durchgehend am Theater Gütersloh beschäftigt. Hier habe ich dann noch die Bühnen- und Beleuchtungsprüfung gemacht und bin seit 2001 Technischer Leiter.

Wie sehen deine täglichen Aufgaben als Technischer Leiter im Theater aus?

Zu meinen täglichen Aufgaben gehört es, bühnentechnische Abläufe zu klären und auch Menschen zu koordinieren: Mein Team besteht aus fünf Mitgliedern, da gilt es Dienstpläne zu erstellen, es müssen Dienstleister eingeplant und Absprachen mit Gasttheatern getroffen werden. Auch mit dem künstlerischen Leiter Christian Schäfer gibt es viel zu besprechen. Aber bisher hat alles immer gut geklappt.

Was war die größte Herausforderung während deiner Dienstzeit?

Das war auf jeden Fall die Anfangsphase des neuen Theaters im Jahr 2010. Die Eröffnungswoche bzw. das Eröffnungswochenende stand an, das hieß: viele Menschen vor, auf und hinter der Bühne. Aber zum Eröffnungstermin im März war das Haus noch nicht ganz fertig. Ich habe einen Steg bauen lassen müssen, damit die Theaterbesucher überhaupt durch die Baustelle ins Theater kommen konnten. Die Eröffnung war dann ein großer Erfolg.

Das war eine große Veränderung. Was hat sich sonst noch verändert und gab es auch etwas Beständiges über die Jahre hinweg?

Die beste Form der Beständigkeit: Ich hatte immer mit Menschen zu tun, einem tollen Team und netten Kollegen. Die meisten Veränderungen haben sich noch im technischen Bereich abgespielt. Die Technik ist anspruchsvoller geworden, etwa die Scheinwerfer- und Audiotechnik, und so musste in den letzten Jahren auch viel umgebaut und aufgerüstet werden.

Gibt es ein Ereignis, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Oh, ja. 2016 oder 2017 sollte die Inszenierung „Die Welt im Rücken“ des Wiener Burgtheaters bei uns stattfinden. Das Bühnenbild war eine riesige Wolke, etwa 8 Meter lang und 700 kg schwer, und nicht auseinanderzubauen. Im Ganzen passte die aber nicht in den Aufzug, sodass wir die Wolke gar nicht auf die Bühne hätten bringen können. Also musste eine andere Lösung her. Der Plan war, die Zuluftöffnungen auf der Hinterbühne zu öffnen und das Bühnenbild mithilfe von Kränen und Gabelstaplern ins Theater zu schaffen. Das wäre im Januar bei unsicherem Wetter auch keine einfache Sache gewesen. Allerdings wurde das Stück dann aufgrund von Krankheit des Schauspielers abgesagt und es kam gar nicht erst zu der spektakulären Aktion. (Lacht erleichtert auf) Ein weiteres Highlight war eine Aufführung von Moby Dick, bei der mit Wasser auf der Bühne gearbeitet werden sollte. Nachdem sich die Schauspieler nach der Premiere über zu kaltes Wasser beschwert haben, habe ich noch eine Heizung organisiert, mit der wir das Wasser für die nächsten Veranstaltungen erwärmen konnten.

Du hast während deiner Zeit am Theater viele berühmte Persönlichkeiten getroffen. Welche Begegnung ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Da gab es viele: unter anderem namhafte Schauspieler wie Charles Brauer und Ben Becker aber auch politische Größen wie Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier. Vor allem der Pianist Lang Lang und der Musiker Roger Hodgson haben mich sowohl beim Konzert als auch beim Zusammentreffen sehr beeindruckt.

Was verbindet dich mit dem Theater Gütersloh?

Die Menschen. Ich habe viele neue Leute kennengelernt und habe ein tolles Team an der Seite gehabt. Und klar, man hat auch mal lange Tage gearbeitet, aber ich hatte einen tollen Job, der mir viel Spaß gemacht hat.

Daniel Adriaans (47) wird ab dem 1. Januar 2024 in deine Fußstapfen treten und neuer Technischer Leiter am Theater werden. Möchtest du ihm noch einen Tipp mit auf den Weg geben?

Den einen besonderen Tipp habe ich nicht. Da Daniel Adriaans seit September dabei ist, konnte ich ihm während der Einarbeitung das eine oder andere mit an die Hand geben. Das war auch für mich noch einmal eine interessante Zeit, um zu reflektieren. Mit Daniel haben wir eine gute Wahl getroffen, fachlich wie menschlich.

Gibt es denn schon Pläne für deinen Ruhestand? Wirst du die Arbeit, das Theater und die Kollegen vermissen?

Klar, es wird erst einmal eine Umstellung für mich sein. Der Tagesablauf verändert sich ja total. Dass der Gang zum Theater jetzt wegfällt, daran muss ich mich erst gewöhnen. Aber so habe ich endlich viel Zeit für meine Familie und Freunde, Reisen und, als begeisterter Radfahrer, mehr Fahrrad fahren zu können. Natürlich werde ich die Arbeit, die Kollegen und das Theater vermissen, aber ich werde auf jeden Fall auch im Theater vorbeischauen, mir Inszenierungen ansehen und die Kollegen wiedertreffen.

Das Team von Kultur Räume Gütersloh dankt Bernhard Brinkert für seine 35 Jahre engagierten Einsatz, die sehr gute langjährige Zusammenarbeit, die gemeinsame Zeit und seine herzliche Art, die er jeden Tag eingebracht hat und wünscht ihm und seiner Familie für die Zukunft von ganzem Herzen alles Gute, Zufriedenheit und Gesundheit!

Das Interview führte Johanna Günther.

Quelle: Stadt Gütersloh - hier Original öffnen (www.guetersloh.de)

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