4. August 2024 / Aufklärung

Fußball ist (nicht) für alle da

Rollstuhlplätze in deutschen Fußballstadien betragen durchschnittlich 1 bis 3 Prozent der gesamten Sitzplätze …

von Kolumne von Anuschka Bayer, Auszug aus der gt!nfo (Ausgabe August 2024)

Als Superstar Ronaldo neulich in Gütersloh mit seiner Mannschaft trainierte, stand die halbe Stadt Kopf. Natürlich wollte nahezu jeder die Superhelden der portugiesischen Nationalmannschaft aus nächster Nähe sehen. Leider lag über dem Event im Vorfeld ein kleiner Schatten, denn das Training im Gütersloher Heidewaldstadion sollte ursprünglich nicht für Rollstuhlfahrer zugänglich sein. Echt jetzt?!

Für viele ein Skandal. Auch für mich, denn – bei allem Respekt –, das kann und darf doch nicht wahr sein. Zum Glück haben die Veranstalter reagiert, eine provisorische Rampe eingebaut und so zumindest acht Rollstuhlfahrern mit jeweils einer Begleitung ermöglicht, die Jungs aus Portugal live zu sehen. Diese Plätze wurden an Mitarbeiter oder Bewohner des Wertkreises verlost. Mein Sohn hatte das Glück, tatsächlich eines dieser Rollstuhltickets zu gewinnen – und ich das Glück, dass er mich als seine Begleitung gewählt hat. 

Aber Hand aufs Herz: Acht Rollstuhlplätze von 8.400 Plätzen im Heidewaldstadion sind ziemlich genau 1 Promille – natürlich viel zu wenig Plätze! Doch wie eigentlich sieht die Lage in den Bundesliga-Stadien aus? Laut der sogenannten Versammlungsstättenverordnung müssen in den Stadien der 1. und 2. Bundesliga rund 7.400 Rollstuhlfahrerplätze vorhanden sein. Es sind aber nur rund 3.000 Plätze. Da gehen Rollstuhlfahrer oft leer aus, wenn im Dortmunder Westfalen Stadion nur 72 statt der verordneten 425 Plätze vorhanden sind – bei einer Gesamtkapazität von circa 81.000 (!) Zuschauern …

Menschen mit Behinderung sind Fans wie alle anderen auch. Es ist daher eine Frage des Fairplay, dass genau diese Fans auch ihre Idole auf dem Rasen anfeuern dürfen wie alle anderen auch. Fest steht: Niemand darf – so sagt es das Grundgesetz – aufgrund einer Behinderung benachteiligt werden. Wenn fußballbegeisterte Rolli-Fahrer aber so stark ausgegrenzt werden, ist das nicht in Ordnung. 

Ich wollte ja nicht immer nur über Inklusion, Teilhabe und Barrierefreiheit schreiben, aber leider führt mich die Erfahrung aus dem Leben mit einem Sohn im Rollstuhl doch immer wieder dahin. Teilhabe für alle! Fußball für alle!

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